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Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat in einer Ende 2020 durchgeführten Untersuchung festgestellt, dass nur 47 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Mittelstand die vorab geplanten...
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat in einer Ende 2020 durchgeführten Untersuchung festgestellt, dass nur 47 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Mittelstand die vorab geplanten Investitionen im Krisenjahr auch umgesetzt haben. Statt also in künftige Projekte zu investieren, konzentrieren sich laut KfW viele Unternehmen eher auf ihre finanzielle Absicherung. Mittelständische Unternehmen müssen sich nun also fragen, wie sie sich künftig aufstellen müssen, um die ausgebremsten Innovationen aufzuholen. Natürlich kann an dieser Stelle der Ruf zum Einsatz von Machine Learning, Künstlicher Intelligenz oder Robotik wiederholt werden, aber die Bedeutung, die die digitale Transformation für den Unternehmenserfolg hat, haben mittlerweile alle verstanden. Statt also die immer gleichen Appelle an den Mittelstand zu richten gilt es, sich mit der Realität in den Unternehmen auseinanderzusetzen. Dazu gehört auch der Einsatz der Cloud im Mittelstand.
Mittelstand lebt von Anpassungsfähigkeit
Über die Jahre haben sich bei mittelständischen Unternehmen Systeme und Prozesse etabliert. Vor allem zu Krisenzeiten sind es diese gewachsenen Strukturen, die den Erfolg der Unternehmen absichern. Kaum ein Unternehmen kann es sich leisten, diese Strukturen einfach zu eliminieren, um sich wie ein dynamisches Start-Up neu und digital aufzustellen.
Statt also kopflos alle erfolgreichen Prozesse zu digitalisieren, müssen sich Mittelständler fragen, wie sie effizienter, schneller, größer werden und in neue Geschäftsbereiche vordringen können. Diese Frage ist nicht neu, schließlich ist es die Anpassungsfähigkeit an den beständigen Wandel von Marktumfeldern, die den Mittelstand auszeichnet und oft entscheidend für den Unternehmenserfolg ist. Aus dieser Perspektive gilt es dann, neue Antworten auf die eingangs gestellten Fragen zu finden. Hier kommen die aktuellen Lösungen ins Spiel, die der Markt bietet. Dabei geht der Trend zu „As a Service“-Angeboten, die sich durch geringere Investitionen und schnellere Umsetzbarkeit auszeichnen.
Nun stehen Mittelständler vor der Frage, ob diese neue Lösungen überhaupt im eigenen Unternehmen eingesetzt werden können. Müssen etablierte Prozesse geändert werden? Sind im Unternehmen die benötigten Skills vorhanden oder müssen Mitarbeiter angelernt werden? Und: Herrscht im Unternehmen überhaupt eine Kultur, die Veränderungen unterstützt?
Mittelstand profitiert von Innovationen aus der Cloud
Bei einem Lebensmittelproduzenten werden beispielsweise kontinuierliche Qualitätskontrollen durchgeführt. Häufig werden Mitarbeiter an einem Band eingesetzt, um Mängelexemplare auszusortieren. Dabei handelt es sich um eine monotone und fehleranfällige Arbeit, die zudem mit hohem Arbeitsaufwand verbunden ist. Stellt sich das Unternehmen die Frage, ob sich dieser Prozess effizienter und besser durchführen lassen kann, lautet die Antwort: Ja. Dank Visual Recognition Technologien, die Machine Learning nutzen, lässt sich der Prozess am Band digitalisieren, und die Mitarbeiter können an anderer Stelle für neue Aufgaben eingesetzt werden.
Damit dieser Umbruch möglich wird, braucht es Menschen im Unternehmen, die solche Verbesserungspotenziale erkennen und die passenden Ideen entwickeln, und Menschen, die diese Ideen unterstützen. Eine offene Innovationskultur, die geprägt ist von Zusammenarbeit über Abteilungen und Ebenen hinweg und neue Denkanstöße fördert.
Darüber hinaus muss ein Unternehmen auch die nötigen Fähigkeiten und die Bereitschaft besitzen, eine neue Technologie zu implementieren. Grundsätzlich lässt sich eine wie im Beispiel beschriebene Lösung auf die eigenen Systeme aufbauen, allerdings ist der Prozess oft langwierig und teuer. Ein „As-a-Service“-Angebot kann hingegen in kurzer Zeit zu weitaus geringeren Kosten über die Cloud genutzt werden. Eine Nutzung „As-a-Service“ kann neben der angestammten Unternehmens-IT aufgebaut werden. Einen solchen Bereich für Innovationen aus der Cloud sollten mittelständische Unternehmen einrichten und unterstützen.
Die großen Herausforderungen auf dem Weg zu Innovationen, Ideen fördern, Ressourcen zur Verfügung stellen und eine Innovationskultur zu etablieren, sind erreichbar, wenn Etappenziele nicht zu hochgesteckt, sondern vielmehr konkrete Anwendungsfälle ausgemacht und einzeln angegangen werden. In diesem Fall hätte der Lebensmittelproduzent eine Machine Learning Lösung implementiert, die die Qualitätssicherung verbessert, Fehlerquellen eliminiert und dadurch günstiger ist. Von der ersten Idee bis zum Regelbetrieb lässt sich ein solches Projekt innerhalb einiger Monate umsetzen.
As-a-Service-Modelle schnell nutzbar
Die Nutzung eines „As-a-Service“-Modells klingt simpel – und das ist sie auch. Einer der größten Vorteile der Cloud für den Mittelstand und den mit ihr verbundenen Rechenleistungen, Anwendungen sowie der Bandbreite liegt darin, dass jedes Unternehmen sie nutzen kann. Somit ist „Hightech“ nicht mehr nur Großkonzernen mit eigenem Rechenzentrum und Fachpersonal vorbehalten.
Über eine Programmierschnittstelle (Application Programming Interface: API) kann das Unternehmen aus dem Mittelstand mit der Anwendung verbunden werden. Abgerechnet wird bei den Modellen in der Regel entweder nach Datenvolumen oder zeitlicher Nutzung.
Langfristige Investitionen sollten mittelständische Unternehmen dennoch in die Entwicklung der benötigten Fähigkeiten stecken, sei es durch Schulungen und Weiterbildungen für die eigenen Mitarbeiter oder die Schaffung neuer Arbeitsplätze für Daten-Talente. Um Innovationen voranzutreiben gibt es viele benutzerfreundliche Lösungen, die auch technisch versierte Mitarbeiter leicht erlernen können. Sonst stehen den Unternehmen Partner wie die Agentur Aperto zur Seite, die die nötigen Tools besitzen, um jedem Unternehmen schnell umsetzbare Ergebnisse zu liefern. Die Stichworte hier lauten hier etwa Design Thinking und Minimum Viable Prototype.
Cloud wird im Mittelstand bereits erfolgreich eingesetzt
Das Spektrum an Möglichkeiten, das sich Unternehmen jeder Größenordnung hier eröffnet, ist weit. So hat zum Beispiel die QNC GmbH mit Hilfe von KI einen Weg gefunden, kleinen Unternehmen erschwingliche Rechtsdienstleistungen online zu Flatrate-Preisen anzubieten. Gegen einen monatlichen Pauschalpreis erhalten Kunden Rat in bis zu 45 Rechtsgebieten. Mithilfe der IBM Watson KI-Tools können die Anwälte Kundenfragen mit den 180.000 bereits beantworteten und in einer öffentlichen Datenbank gespeicherten Fragen vergleichen und dadurch Kundenfragen innerhalb von weniger als einer Stunde beantworten. Dieser schnelle und kostengünstige Zugang zu Rechtsberatung ist einmalig.
Der Kundenservice ist ein Bereich, in dem viele leicht umsetzbare Einstiegsprojekte schlummern. Mitarbeiter beantworten oft die gleichen Fragen – ein zeitaufwändiger und wenig effizienter Prozess. Chatbots können den Aufwand enorm minimieren. Außerdem sind sie leicht und selbstlernend zu programmieren.
Die MAINGAU Energie beispielsweise konnte in weniger als einem Jahr für Serviceanfragen via Telefon oder Chat eine KI-Assistenz in Betrieb nehmen, die heute einen Großteil einfacher Kundendialoge fehlerfrei übernimmt.
Es gibt auch mittelständische Unternehmen, die Digitaltechniken wie KI auf einfallsreiche Weise sehr nah an den Kern ihres Geschäftsmodells bringen. Ein Beispiel dafür ist Philyra des in Minden ansässigen Herstellers von Duft- und Aromastoffen Symrise. Das KI-System lernt aus Duftformeln, Rohstoffen und historischen Daten sowie Branchentrends und kreiert darauf aufbauend eigene Düfte. Dadurch ergeben sich Möglichkeiten für ganz neue Angebote, wie etwa die Schöpfung individueller Kundendüfte.
Neuer Herausforderungen entstehen
Künftig werden neue Lösungen immer häufiger als „As-a-Service“ in Unternehmen implementiert werden. Die mannigfaltigen Angebote wachsen stetig weiter und der Zugang erfolgt einfach und direkt: So können Nutzer etwa über die Cloud-Website von IBM innerhalb weniger Klicks einen kostenlosen Trial beginnen.
Unterschiedliche Public Clouds, die für verschiedene Lösungen verschiedener Anbieter genutzt werden müssen, sind eine neue Herausforderung, der sich der Mittelstand stellen muss. Es gilt, diverse Public Clouds übergreifend zu orchestrieren. Damit kommt eine neue Komplexität auf die Unternehmen zu, die auch mit neuen Fragen einhergeht: Wie lassen sich Anwendungen von einer Cloud in die andere verschieben? Wie lassen sie sich bei Bedarf skalieren, zum Beispiel, wenn Mitarbeiter pandemiebedingt ins Home Office abrücken müssen? Wie lassen sich unnötige Vendor-Lock-Ins vermeiden?
Um diese Fragen zu beantworten, ist ein strategischer Ansatz im Hinblick auf Cloud Computing nötig. Eine Lösung ist ein Hybrid Cloud-Ansatz, bei dem die wachsende Zahl an Public Clouds auf einer Plattform zusammengefügt werden, die sich zentral verwalten lässt. Ein Beispiel für eine solche Plattform ist IBM Red Hat Openshift. Red Hat hat zudem den Vorteil, auf Open Source zu basieren, dadurch Vendor Lock-Ins zu vermeiden und ein großes Ökosystem an Lösungsanbietern mitzubringen.