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Nachhaltigkeitsstudie: Wie Automobilhersteller die Mobilität der Zukunft vorantreiben können
November 23, 2021

Mobilität und Verkehr verbrauchen 20 Prozent der weltweiten Energie. Der größte Teil davon wird durch fossile Brennstoffe erzeugt. Mit der zunehmenden Urbanisierung steigt auch die...

 

 
 
 

Mobilität und Verkehr verbrauchen 20 Prozent der weltweiten Energie. Der größte Teil davon wird durch fossile Brennstoffe erzeugt. Mit der zunehmenden Urbanisierung steigt auch die Verkehrsdichte, vor Allem wenn immer mehr Städte aus dem Lockdown erwachen. Dies wird den Energiebedarf und die verkehrsbedingten Emissionen rasch in die Höhe treiben. Die Kohlendioxidemissionen zu verringern, ist für uns alle ein Gebot der Stunde, und deshalb muss die Zukunft der Mobilität nachhaltig gestaltet werden.

Viele Städte und Automobilhersteller arbeiten bereits an umweltfreundlicheren Lösungen zur Verringerung der Emissionen für den täglichen Verkehr und die Mobilität. So kündigte General Motors Anfang dieses Jahres an, den Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren bis 2035 einzustellen. Daimler hat ist mit seiner „Countdown to Zero“-Strategie gestartet. Auch Städte haben sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben. So strebt Kopenhagen an, bis 2025 die erste kohlenstoffneutrale Hauptstadt zu werden. Es gibt jedoch noch viel mehr, was Städte, Bürger und Autohersteller tun können, um die im täglichen Verkehr entstehenden Emissionen zu reduzieren und die Mobilität der Zukunft zu prägen.

Um zu ermitteln, wie Verbraucher zu nachhaltiger Mobilität stehen und welche Hindernisse sie in diesem Zusammenhang sehen, hat IBM Mobility Consult mit der Durchführung der „IBM Sustainable Mobility Consumer Survey“ beauftragt. Die repräsentative Online-Umfrage wurde unter insgesamt 5.000 erwachsenen Einwohnern in fünf Großstädten durchgeführt: Chicago, London, München, Rom und San Francisco.

Geschwindigkeit und Bequemlichkeit siegen bei der Wahl des täglichen Verkehrsmittels

Der Mehrheit der weltweit Befragten (77 %) ist es zwar wichtig, den eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren, dennoch berücksichtigt nur etwa die Hälfte der Teilnehmer_innen der Umfrage den Faktor Nachhaltigkeit bei der Wahl ihres bevorzugten Verkehrsmittels. Viele Verbraucher_innen – insbesondere amerikanische – entscheiden sich aufgrund der Bequemlichkeit und Schnelligkeit gegen den öffentlichen Nahverkehr.

Obwohl der öffentliche Nahverkehr als eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel eingestuft wird, wählt weniger als die Hälfte der Befragten (49 %) aktiv die öffentlichen Verkehrsmittel, um ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Das schnelle und bequeme Erreichen eines Ziels hat eine höhere Priorität als die nachhaltige Anreise, sagen 48 % der Europäer und mehr als zwei Drittel (65,5 %) der befragten Amerikaner.

Geschwindigkeit und Bequemlichkeit siegen beim Thema Mobilität. Dies steht im Gegensatz zu anderen Verbraucherstudien, wie zum Beispiel bei der IBM- und NRF 2020-Umfrage zum Einzelhandel, laut der die Verbraucher_innen bereit sind, auch Nachteile hinzunehmen und für nachhaltigere Waren oder Dienstleistungen mehr zu bezahlen.

Aufgrund dieser Neigung zu Bequemlichkeit und Schnelligkeit obliegt es den Branchen selbst, jene Hindernisse zu beseitigen, die einer Verhaltensänderung der Verbraucher auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Mobilität der Zukunft im Wege stehen.

Hürden für die Mobilität der Zukunft überwinden

Für die Automobilindustrie sind Elektrofahrzeuge eine vielversprechende und nachhaltige Transportmöglichkeit. Die Mobilitätsstudie hat ergeben, dass die Mehrheit der Befragten (71 %) Elektrofahrzeuge als umweltverträgliche Alternative für die Fortbewegung sehen. Mehr als die Hälfte (57 %) gibt an, dass sie derzeit ein Elektrofahrzeug besitzen, leasen oder planen, in den nächsten Jahren ein solches anzuschaffen.
Das größte Argument gegen ein E-Fahrzeug sind laut den Befragten die Kosten. Es folgen Bedenken hinsichtlich der Lebensdauer der Batterien und der Lademöglichkeiten. Insbesondere die Münchner_innen sind skeptisch, was Aussagen zur Nachhaltigkeit und die ethischen Aspekte des Abbaus von Batteriematerialien angeht.

Hier sind drei Möglichkeiten, wie die Automobilindustrie diese Hürden überwinden kann:

  • Senkung der Anschaffungskosten durch Monetarisierung von vernetzten Fahrzeugdiensten: Der Bericht „Automotive 2030: Racing towards a digital future“ hat ergeben, dass Verbraucher ein vernetztes, personalisiertes und nahtloses Erlebnis im Auto inzwischen genauso schätzen wie traditionelle Eigenschaften wie Fahrverhalten, Leistung oder Design. Automobilhersteller experimentieren mit neuen Möglichkeiten zur Monetarisierung von Autoerlebnissen und -abonnements, wie beispielsweise mit Navigationsdiensten, Verkehrs-, Straßen- oder Wetterwarnungen, die die Fahrt von A nach B verbessern können. In den letzten Jahren hat IBM eng mit PSA, der Muttergesellschaft von Peugeot und Citroen, an der Entwicklung und Monetarisierung von Connected-Car-Services als Grundlage für das Fahrerlebnis und die Mobilität der Zukunft gearbeitet. Der Großteil dieser Arbeit befindet sich zwar noch in einem frühen Stadium, der Ansatz kann jedoch dazu beitragen, neue Einnahmequellen zu erschließen, die den Automobilherstellern Flexibilität bei der Preisgestaltung für neue Fahrzeuge bieten.
  • Aufbau branchenübergreifender Ökosysteme zur Beseitigung von Reibungsverlusten beim Laden von Elektrofahrzeugen: Wie das Aufladen eines jeden elektronischen Geräts braucht auch das Aufladen eines E-Fahrzeugs Zeit. Der Ladevorgang kann zwischen fünfzehn Minuten und zwölf Stunden dauern, je nach Spannung und verfügbarem Strom. Dieser Prozess wird noch komplizierter, wenn durch das plötzliche Aufladen vieler E-Fahrzeuge das Stromnetz stark belastet wird. Die Einführung von E-Fahrzeugen kann nicht von den Autoherstellern allein gelöst werden. Stattdessen müssen Autobauer mit Energieversorgern zusammenarbeiten, um Energiemarktplätze einzurichten, auf denen die Besitzer von Elektrofahrzeugen überschüssige Energie in Zeiten der Nachfrage verkaufen können. IBM arbeitete mit dem europäischen Energieversorger TenneT zusammen, um eine Blockchain-Plattform zu entwickeln, die die Verwaltung und Automatisierung der Orchestrierung von erneuerbarer Energie unterstützt. TenneT kann überschüssige Energie speichern und Nachfragespitzen abdecken, indem es einen vernetzten Pool von E-Fahrzeugen, Ladestationen und Heimspeichern nutzt.
  • Skepsis mit größerer Transparenz durch offene Plattformen überwinden: Die Produktion von Elektroautobatterien beruht auf leichten, leistungsstarken und kompakten Lithium-Ionen-Batterien, die aus Rohstoffen wie Kobalt, Nickel, Lithium und Kupfer hergestellt werden. Viele dieser Materialien werden im handwerklichen Bergbau gewonnen, einem Sektor, der für harte und gefährliche Arbeitsbedingungen bekannt ist. RCS Global, ein führendes Unternehmen bei der Erfassung und Überprüfung von Daten zur Sicherstellung verantwortungsvoller Praktiken in der Lieferkette, hat sich mit IBM zusammengetan, um eine Technologie zur Nachverfolgung von Rohstoffen, das Responsible Sourcing Blockchain Network, zu entwickeln. Dies hilft den zahlreichen Partnern von RCS Global in der Automobilindustrie sicherzustellen, dass diese Materialien ethischen Standards für die Beschaffung entsprechen.

Emissionsreduktionszielen zu erreichen und die Einführung von E-Fahrzeugen zu beschleunigen kann nicht isoliert erfolgen. Durch eine technologiegestützte Zusammenarbeit können Automobilhersteller jedoch jene Hindernisse überwinden, die der Einführung von E-Fahrzeugen im Wege stehen, und einen Weg zu nachhaltiger Mobilität der Zukunft vorantreiben.

Dieser Beitrag erschien zuerst in englischer Sprache

Die kompletten Studienergebnisse sind hier verfügbar

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