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Wissen Sie noch, wie es früher war? Als es noch kein Internet gab, und man zum Recherchieren in die Bibliothek ging, und mit seinen Freunden hauptsächlich über das Telefon oder persönlich...
Wissen Sie noch, wie es früher war? Als es noch kein Internet gab, und man zum Recherchieren in die Bibliothek ging, und mit seinen Freunden hauptsächlich über das Telefon oder persönlich Kontakt hielt? Auch wenn einige dieser „guten, alten Zeit“ hinterher trauern, hat das Internet doch fast alle Bereiche unseres Lebens revolutioniert. Wir chatten, wir recherchieren auf Wikipedia, und wir arbeiten online mit Kollegen und Partnern zusammen. Momentan findet gerade eine ganz ähnliche Revolution statt, durch eine Technologie, die den Handel völlig verändern wird. Die Blockchain wird manchmal als das „Internet für Transaktionen“ bezeichnet – und das ist in der Tat ein gutes Bild: Durch die Blockchain-Technologie sind Handelspartner in Kontakt, tauschen Informationen zu Waren oder der Lieferkette aus und sind alle auf demselben Wissenstand. Das schafft Vertrauen – und spart viel Zeit. Und Geld. Und das war bis vor kurzem so noch nicht möglich.
Gemeinsamer Wissensstand unerlässlich
Laut einer Umfrage von riskmethods und dem Bundesverband für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik waren 37 Prozent der Unternehmen im vergangenen Jahr von mehr als fünf Unterbrechungen in der Lieferkette betroffen, die den Geschäftsablauf beeinträchtigt haben – eine Steigerung von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Jede fünfte Lieferkettenunterbrechung hatte bis zu einer Million Euro und mehr Schaden zur Folge. Mit der Blockchain-Technologie können solche Unterbrechungen stark minimiert werden, weil alle Beteiligten viel schneller von Problemen erfahren und entsprechend reagieren können.
Warum ist ein gemeinsamer Wissensstand in einer modernen Lieferkette so wichtig? Produktionsstillstände – die gerade in der Automobilindustrie gravierende Kosten nach sich ziehen – haben meistens ihre Ursache darin, dass die vielen Rädchen der Lieferkette nicht mehr ineinandergreifen. Gründe hierfür sind beispielsweise komplexe „Built to order“-Prozesse in der Fertigung, Abstimmungsverzögerungen zu Verträgen oder Lieferengpässe. Wenn solche Lieferengpässe sofort an alle Parteien kommuniziert werden, kann schnell reagiert werden, und die Lieferkette läuft schneller wieder an. Momentan fehlt es jedoch oft noch an schneller Kommunikation und einem klaren Überblick. Laut der IBM Studie IBV Global Chief Supply Chain Officer sehen 84 Prozent der befragten CSCOs einen mangelhaften Überblick als ihre größte Herausforderung. Dann geht die Telefonkette los, um etwa herauszufinden, wo eine fehlende Lieferung abgeblieben ist.
Die revolutionäre Idee der Blockchain
Auftritt Hyperledger: Der Hyperledger ist ein „Über-Hauptbuch“. Eine Blockchain, basierend auf Hyperledger, ist ein verteiltes, reproduziertes Transaktionsregister, in dem Ereignisse und Transaktionen festgehalten werden – und zwar unveränderbar und für die relevanten Beteiligten einsehbar. Generell sind die Daten verschlüsselt, nur wer die entsprechenden Kodierungsschlüssel besitzt, kann sie lesen. Dieser Prozess schafft „digitales Vertrauen“ zwischen allen Beteiligten.
Hyperledger ist ein Open-Source-Projekt der Linux-Foundation. IBM unterstützt dieses Projekt und baut auf diese Technologie – im wahrsten Sinn des Wortes: Basierend auf Hyperledger stellt IBM mit der IBM Blockchain eine Plattform mit höchstem Sicherheitsniveau bereit, auf der Geschäftspartner relevante Informationen, Daten und Transaktionen austauschen können. Anders als bei Bitcoin sind die Transaktionsinformationen dabei nicht über viele Rechner verteilt, was im Geschäftsumfeld teilweise eine millionenfache Replikation von Daten zur Folge hätte. Auch dieser Unterschied zeigt: Blockchain ist nicht gleichzusetzen mit Bitcoin, wie es viele Leute noch tun. Blockchain ist nur die Technologie hinter Bitcoin – eine Technologie die noch viel größeres und weitreichenderes Potenzial hat.
Neben anderer Anwendungen wie IBM Food Trust für mehr Lebensmittelsicherheit und TradeLens für die Digitalisierung von Zollabfertigungen, basiert auch IBM Transaction Intelligence auf der IBM Blockchain. Transaction Intelligence wird als neue Lösung jetzt ganz aktuell im Markt eingeführt.
TradeLens and Blockchain Technology Supply Chain Demo
IBM Transaction Intelligence: Neue Lösung für effizientere Supply Chains
IBM Transaction Intelligence ist eine Blockchain-Anwendung, mit der die Supply-Chain-Verantwortlichen Zugriff auf alle geteilten Informationen in Echtzeit haben, ermöglicht durch einen sicheren und unveränderbaren „Single Record of Truth”. Damit verbessert sich der Überblick von der Aufgabe einer Bestellung bis zur Lieferung. Neben der IBM Blockchain-Technologie unterstützt auch Künstliche Intelligenz die Zusammenarbeit in der Lieferkette: Mit Hilfe von Watson AI können die Beteiligten Anfragen in natürlicher Sprache über eine intuitive Benutzeroberfläche stellen.
Das Lieferketten-Dilemma
Während die Visibilität aufgrund der großen Komplexität heutzutage eher ab- statt zunimmt, erwarten B2B-Kunden dagegen genauere Aussagen zu Lieferterminen. Sie möchten wissen, wann ein Getriebeteil bei ihnen auf dem Hof steht – ganz wie der Privatkunde, der bei Amazon bestellt. Ein echtes Lieferketten-Dilemma also!
Wenn sich nun zwei Container von mehreren verspäten, muss der Empfänger allerdings so einiges herausfinden: Ob seine Lieferung darin enthalten war, für welchen Kunden diese gedacht war und für welchen Produktionslauf, welche Service Level Agreement (SLA) bestehen und welche Vertragsstrafen gegebenenfalls drohen. Bis man das alles mit Hilfe der unterschiedlichen Systeme der beteiligten Firmen und dem guten alten Telefon herausgefunden hat, vergehen im Schnitt 18 Tage. Das ist für alle Beteiligten mit Ärger und Kosten verbunden – und erklärt, warum Lieferprobleme zu sehr hohen Kosten führen können. Deshalb ist Blockchain eine so hilfreiche und revolutionäre Technologie.
Mit Blockchain und IBM Transaction Intelligence sieht es ganz anders aus, wenn sich zwei Container verspäten: Durch den Shared Ledgers lässt sich nun genau nachverfolgen, wenn 40 Container in einem Hafen verladen werden, und am Zielort nur 38 Container ankommen – und der Empfänger erhält auch sehr schnell die Information, ob in den zwei fehlenden Container seine Lieferung ist, auf die er schon sehnlichst wartet. Der Automations-Layer der Blockchain sorgt dann dafür, dass die richtigen Leute im richtigen Moment über diese Probleme informiert werden. Das funktioniert durch Smart Contracts und Wenn-dann-Regeln. Zum Beispiel: Wenn es ein Problem mit dieser Lieferung Getriebeteile gibt, dann verständige den entsprechenden Empfänger.
Elektronischer Datenaustausch und Blockchain ergänzen sich
Blockchain ist die Zukunft der Lieferkette – momentan läuft aber noch sehr vieles über den elektronischen Datenaustausch (EDI). Schätzungsweise 80 Prozent der Lieferanten eines Unternehmens sind heutzutage über EDI angebunden. Einige Partner aber nicht, da die Punkt-zu-Punkt Anbindung an EDI relativ aufwändig ist und sich nur für regelmäßige Businesskontakte lohnt. Im Gegensatz dazu ist eine Anbindung an Blockchain über die APIs wesentlich einfacher möglich.
Dennoch werden nicht alle Beteiligten sofort auf Blockchain umsteigen können oder wollen. Und das ist auch gar nicht nötig, um von der neuen Technologie profitieren zu können: Wer EDI nutzt, kann das weiter tun, und die Daten können automatisch in IBM Transaction Intelligence als zweiter Visibility- und Transaktions-Layer gesandt werden. Diese Möglichkeit ist sehr interessant für die über 500.000 Hersteller, Lieferanten und Händler, die im IBM Supply Chain Business Network (SCBN) bereits via EDI vernetzt sind. Teilnehmer des IBM SCBN können weiterhin EDI nutzen und gleichzeitig an die Blockchain angebunden werden. Und wer keinen EDI nutzt, kann direkt an Transaction Intelligence angebunden werden.
Es kann also gut sein, dass Handels- und Logistikexperten in zehn Jahren auf die Anfänge von Blockchain zurückblicken und sich gegenseitig fragen: Weißt du noch damals…?