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Laut EU-Gesetzgebung müssen Unternehmen Emissionen von importierten Gütern mit hohem Energieverbrauch bei der Produktion offenlegen. Eine von IBM und Ventum entwickelte Lösung automatisiert...
Laut EU-Gesetzgebung müssen Unternehmen Emissionen von importierten Gütern mit hohem Energieverbrauch bei der Produktion offenlegen. Eine von IBM und Ventum entwickelte Lösung automatisiert diesen Prozess – auch dann, wenn die Anforderungen in Zukunft noch komplizierter werden.
Hintergrund CBAM – Chancen und Risiken
Mit der Initiative “Fit for 55 in 2030” will die Europäische Kommission die Treibhausgasemissionen um 55 Prozent zu reduzieren. Ein wichtiger Teil dieser Initiative ist der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM), der Emissionen von importierten Gütern mit hohem Energieverbrauch bei der Produktion offenlegt. Der Mechanismus soll dabei vor allem das sogenannte Carbon Leakage verhindern. Dies tritt auf, wenn beispielsweise die Produktion von Stahl, Eisen oder Aluminium in Länder ausgelagert wird, in denen der Treibhausgasausstoß nicht wie in der EU durch den EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) besteuert wird.
Seit dem 1. Oktober 2023 müssen alle europäischen Unternehmen, die Waren aus den betroffenen Gütergruppen einführen, quartalsweise Berichte übermitteln. Diese Berichte enthalten produktspezifische Emissionen sowie zusätzliche Informationen zu Produktionsstandorten, -verfahren und eingesetzten Rohstoffen. Für Importeure dieser Güter stellt zum einen die Datenabfrage, zum anderen die Verifizierung der Produzentendaten eine enorme Herausforderung dar. Zusätzlich ist zu beachten, dass momentan Standardemissionswerte verwendet werden können und großzügige Fristen für Abgabe des Quartalsreports gelten. Dies wird sich ab dem dritten Quartal 2024 ändern, denn dann werden nur noch Emissionsmesswerte oder nach der EU-Methode kalkulierte Werte akzeptiert werden.
Die Vielzahl der betroffenen europäischen Unternehmen sowie das Fehlen einer vollautomatisierten Lösung führten zu einem IBM Client Engineering Projekt mit Ventum Consulting.
Von diesen Herausforderungen im Zusammenhang mit CBAM sind viele europäische Unternehmen betroffen. Eine vollautomatisierte Lösung fehlte bislang. Dieses Innovationsprojekt packten die Business Partner IBM und Ventum gemeinsam an.
In vier Schritten zum MVP
Um rasch mit der Problemlösung starten zu können, mussten zunächst die Lösung und deren Mehrwert genau definiert werden. Zu diesem Zweck wurde das IBM Client Engineering Team eingebunden. Dieses Team widmet sich Innovationsprojekten mit erprobten Methoden und Expert_innen. Die sogenannte Value Engineering Methode sieht vor, in vier Phasen ein Minimum Viable Produkt (MVP) zu entwickeln.
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Innovate (Innovieren): Diese Phase startete mit einem zweitägigen Workshop im IBM Innovation Studio in München. Hierbei wurde ein Verständnis für CBAM aufgebaut und die Herausforderungen von Ventum Consulting und deren Kunden wurden erörtert. Zudem entstand ein erster Lösungsansatz, und der Rahmen des MVPs wurde definiert. Konkret erhielt die Hauptpersona, ein Einkäufer von Rohstoffen in einem mittelständischen Unternehmen, ein auf Bestellungen basiertes Prozess- und Reporting-Werkzeug, mit dem die Anforderungen von CBAM abgebildet werden. Ventum Consulting strebt damit ein Alleinstellungsmerkmal im Beratungsumfeld an. Schnell wurde klar, dass IBM mit den Business Automation Produkten diese Anforderungen genau trifft.
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Preparation (Vorbereitung): In dieser Phase wurden alle notwendigen Schritte zur Vorbereitung unternommen. Dazu gehörte unter anderem das Aufsetzen von Entwicklungsumgebungen, um die gemeinsame Entwicklung zu ermöglichen.
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Co-Creation (Gemeinsame Entwicklung): In sieben Sprints von jeweils einer Woche wurden die definierten User Stories umgesetzt. Wöchentliche Reviews, Plannings und Stand-ups ermöglichten einen stetigen Austausch über die Fortschritte. Am Ende des MVPs stand eine erste Version der Lösung CORA.
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Productive Set-Up (Produktivsetzung): Damit Ventum Consulting einen reibungslosen Übergang in den produktiven Betrieb gewährleisten kann, wird das IBM Technology Expert Labs Team in den Prozess eingebunden.
CORA sorgt für Automation im Güterverkehr
Die gemeinsam entwickelte Lösung heißt CORA, was für Carbon Optimizer & Reporting Assistant steht. Die Softwarelösung unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung der CBAM-Vorschriften. CORA wurde speziell entwickelt, um Importeure und Lieferanten systematisch und automatisiert durch den gesamten Prozess der Datenerfassung, -prüfung und -berichterstattung zu führen. Dabei bietet CORA verschiedene Möglichkeiten über Eingabemasken oder Dateiupload, berechnet präzise die bei der Produktion anfallenden Emissionen und generiert automatisiert CBAM-Berichte, um Importeure bei der Einhaltung der Compliance zu unterstützen.
CORA basiert hauptsächlich auf der IBM Business Automation Technologie, die als as-a-Service-Modell bezogen wird. Mit dem Prozessmanagementprodukt Business Automation Workflow (BAW) werden die Prozesse der Datenerfassung und Lieferantenbefragung abgebildet und die Oberflächen für die Importeure bereitgestellt. Ergänzt wird die Lösung durch den Operational Decision Manager (ODM), in dem die Validierungs-, Berechnungs- und Optimierungsregeln zur Verarbeitung der übermittelten Emissionswerte ausgeführt werden. Zusätzlich kommen für die Datenbank und die Laufzeitumgebungen der Lieferantenoberflächen PostgeSQL und Code Engine aus der IBM Cloud zum Einsatz. Die eingesetzten Softwarekomponenten laufen im IBM Rechenzentrum in Frankfurt.
Mit CORA erhalten Importeure eine ganzheitliche Lösung für den gesamten CBAM-Prozess. CORA beinhaltet eine optimierte Emissionsberechnung, die auf Standardwerte und offizielle Berechnungsmethoden zugreifen kann. Der Prozess zur Übermittlung der Emissionsdaten ist für die Lieferanten klar definiert und transparent. Der Fortschritt der CBAM-Umfragen kann jederzeit verfolgt werden. CORA ist in verschiedenen Sprachen verfügbar, einschließlich Chinesisch.
Der Beginn einer erfolgreichen Partnerschaft
Mit CORA ist eine starke Kooperation zwischen IBM und Ventum Consulting über das IBM Client Engineering Team entstanden, von den beiden Seiten profitieren: IBM gewinnt einen neuen Business Partner im Partnerprogramm, der die Herausforderungen der von CBAM betroffenen Kunden genau kennt und lösen kann. Ventum Consulting erhält im Gegenzug einen starken Technologiepartner mit einem ausgereiften und umfangreichen Soft- und Hardwareportfolio in Kombination mit einem eigenen Service- und Beratungsbereich, um die technische Basis für CORA und zukünftige Lösungen zu legen.
Ventum Consulting agiert für die Lösung CORA als sogenannter Build Partner, der IBM Lösungen kombiniert und integriert, um neue Lösungen für Endkunden zu schaffen. Darüber hinaus bestehen weitere Möglichkeiten im Partnerprogramm, in dem Business Partner als direkte Vertriebspartner für IBM Produkte agieren können. Die Kooperation ist damit ein Beleg für das Wertversprechen von IBM Partner Plus, gemeinsam noch mehr erreichen zu können.
Wenn Ihr Unternehmen vor ähnlichen Herausforderungen steht und Probleme mithilfe innovativer Lösungsansätze des IBM Client Engineering Teams und deren Methode in einem MVP erproben möchte, kontaktieren Sie uns.