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Technologie für mehr soziale und ökologische Nachhaltigkeit in der Lieferkette
By | Director, Sustainability Software, IBM Technology, DACH
January 10, 2023

In Deutschland trat am 1. Januar 2023 das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Kraft. Das Gesetz soll dazu beitragen, Menschenrechtsverstöße in der Lieferkette zu verringern und diese...

In Deutschland trat am 1. Januar 2023 das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Kraft. Das Gesetz soll dazu beitragen, Menschenrechtsverstöße in der Lieferkette zu verringern und diese nachhaltiger zu machen. Kinder- und Zwangsarbeit soll dadurch weltweit verhindert und die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Auch Umweltbelange sind im Gesetz geregelt, wenn diese etwa zu Menschenrechtsverletzungen führen oder die Gesundheit von Menschen gefährden – beispielsweise durch verschmutztes Wasser.

Das neue Lieferkettengesetz betrifft zunächst nur Unternehmen in Deutschland mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden. Dieser Kreis soll jedoch bis zum Jahr 2024 erweitert werden. Auch andere Länder, wie beispielsweise Österreich oder die Schweiz, sind von dem Gesetz indirekt betroffen, wenn sie als Zulieferer für deutsche Unternehmen handeln. Die Europäische Union (EU) arbeitet mit Hochdruck an einem Gesetzentwurf zu nachhaltigeren Lieferketten. Es ist geplant, das deutsche Gesetz dann an das europäische Vorbild anzupassen.

Nachhaltigkeit ist Chefsache

Der Druck auf Unternehmen, Lieferketten sozial und ökologisch nachhaltig zu gestalten, nimmt also weiterhin zu. Fast die Hälfte der CEOs stuft das Thema Nachhaltigkeit mit oberster Priorität ein – das ergab die jüngste CEO-Umfrage von IBM, an der Tausende Führungskräfte weltweit teilgenommen haben. Damit stieg die Zahl im Vergleich zu 2021 um 37 Prozent. Diese Neubewertung von Nachhaltigkeitsthemen als Top-Priorität ist nachvollziehbar, denn neben Investoren, die mehr Transparenz im Bereich Nachhaltigkeit fordern, haben Regierungsbehörden und Regierungen der meisten Volkswirtschaften Gesetze und Richtlinien zur Offenlegung der Umweltauswirkungen von Unternehmen verabschiedet.

Der voranschreitende Klimawandel steigert auch das Umweltbewusstsein der Kund_innen:

  • Sie wünschen sich Produkte aus nachhaltig gewonnenen Rohstoffen oder recycelten Materialien und die gleichzeitige Reduzierung des Abfalls.
  • Der CO2-Fußabdruck eines Produkts oder einer Dienstleistung spielt eine zunehmend große Rolle bei der Kaufentscheidung. Ziel ist die Netto-Null-Lieferkette.
  • Eine transparente Lieferkette versichert Kund_innen, dass während des gesamten Prozesses Menschenrechte geachtet, verteidigt und im besten Fall sogar gefördert werden.

Unternehmen sind wie nie zu vor gefordert, ökologisch, sozial verantwortungsvoll und ressourcenschonend zu handeln.

Als Reaktion darauf haben viele Unternehmen über die vergangenen Jahre hinweg Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt und Ziele definiert. Nun geht es darum, diese in die Tat umzusetzen. Dazu brauchen Unternehmen Technologien und Innovationen, die helfen, mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit in der Lieferkette zu schaffen.

Kundenbindung durch Nachhaltigkeit

Technologien wie Blockchain können dabei helfen, das Vertrauen der Verbraucher_innen in die Nachhaltigkeitsversprechen von Marken zu festigen. Gerade, wenn das Kauferlebnis hauptsächlich digital abläuft, ist die Bindung der Kunden an die Marke wichtig. Als ein Unternehmen, das Technologien selbst entwickelt und die Bedürfnisse von Kunden aus allen Branchen aus jahrzehntelanger Erfahrung kennt, weiß IBM, dass technologische Innovationen die Basis für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit sorgen. IBM begleitet deshalb Unternehmen auf ihrem gesamten Weg zu mehr Nachhaltigkeit.

Ein Beispiel dafür ist das Schweizer Unternehmen Farmer Connect, das Konsument_innen mit ihren Kaffeeproduzenten verbindet. Die Rückverfolgung von Kaffee zum Erzeuger der Kaffeebohne ist schwierig. Die Bohnen durchlaufen viele Stationen, bevor sie die Verbraucher_innen erreichen, zum Beispiel Genossenschaften, Spediteure, Röster, Distributoren und Einzelhändler. Mit Hilfe von IBM Food Trust, einer Lösung auf Basis der IBM Supply Chain Intelligence Suite, lässt Farmer Connect die Verbraucher_innen am Weg ihres Kaffees teilhaben. Die Informationen aller Beteiligten fließen in die Blockchain, aus der sie an die Verbraucher_innen mittels einer App weitergegeben werden.

Auch in der bislang nicht unbedingt für Nachhaltigkeit bekannten Modebranche werden entsprechende Projekte entwickelt und umgesetzt. Einer der Branchenvorreiter ist KAYA&KATO, ein Hersteller von nachhaltiger Arbeitskleidung. Gemeinsam mit dem Textilhersteller Cotonea, mit IBM und der Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) entwickelte das Unternehmen die blockchain-basierte Plattform „textile trust“ über die sich mit wenigen Klicks die Wertschöpfungskette eines Textils abbilden lässt. Mittels einer einfachen App können alle am Herstellungsprozess beteiligten Produzenten die Daten fälschungssicher übermitteln.

Die Wirkung von Technologien wie Blockchain in der Lieferkette endet jedoch nicht bei den Verbraucher_innen. Sie generiert auch rund um das Produktrecycling einen Mehrwert: Auf Basis der Blockchain von IBM hat das Unternehmen Plastic Bank zum Beispiel ein System zur Verwertung von Plastikmüll etabliert, bei dem gleichzeitig die Armut in Entwicklungsländern bekämpft wird. Die Menschen dort reinigen ihre Strände von Plastikflaschen und anderem vom Meer angespülten Kunststoffabfall, bringen ihn zu Sammelstellen und bekommen dafür Geld. Plastic Bank wiederum verkauft den Plastikabfall an Partnerunternehmen, die den Müll als Rohstoff zu Social Plastic® recyceln.

Der Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft

Um die Regelungen des neuen Lieferkettenschutzgesetzes nachzukommen, müssen Unternehmen ihre Geschäftsmodelle überdenken und ihre Lieferkette transparenter gestalten. Nur so werden sie die Informationsansprüche der Verbraucher_innen langfristig bedienen können. Dazu braucht es Daten, Software und künstliche Intelligenz. Denn wirkliche Transparenz bei Menschenrechts- und Umweltschutzkriterien zu erreichen ist aufwendig. Wenn es um die Nachhaltigkeit in Lieferketten geht, ist technologische Innovation – allen voran Blockchain – der Schlüssel zum Erfolg. Denn nur durch den Einsatz von Technologie können Unternehmen transparentere, rückverfolgbare und dekarbonisierte Lieferketten aufbauen.

Der Frage, wie Technologie Unternehmen bei der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele unterstützen kann, gehen mein Kollege Matthias Dietel und ich auch in unserer neusten Linkedin Live Session nach.

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