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Die Digitalisierung der Energiwirtschaft ist ein zentraler Baustein für das Gelingen der Energiewende und das Erreichen der energie- und klimapolitischen Ziele. Für Energieversorger ergeben sich...
Die Digitalisierung der Energiwirtschaft ist ein zentraler Baustein für das Gelingen der Energiewende und das Erreichen der energie- und klimapolitischen Ziele. Für Energieversorger ergeben sich daraus vielfältige Chancen, um die Versorungssicherheit in einem stetig anspruchsvolleren Umfeld zu gewährleisten und gleichzeitig die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern. Aber wie reagieren Mitarbeitende im Unternehmen auf Digitalisierungsvorhaben?
Dass Digitalisierung bei Mitarbeitenden durchaus Begeisterung auslösen kann, wenn man das Vorhaben richtig angeht, beweist die Westnetz GmbH eindrücklich mit ihrem ‚digitalen Werkzeugkasten‘ für Netzmonteure. Westnetz ist Teil des E.ON Konzerns und das größte Energieinfrastrukturunternehmen in Deutschland mit rund 5.5 Millionen Kundenanschlüssen in den Sparten Strom, Gas, Wasser und Glasfaser (FTTx). Westnetz bechäftigt insgesamt ca. 5,800 Mitarbeitende, davon sind ca. 1,600 Netzmonteure täglich im Feld unterwegs, um Aufträge im Netzbau, in der Instandhaltung sowie in der Störungsbehebung auszuführen.
Fokus auf Nutzer als Schlüssel zum Erfolg
Das Erfolgsrezept von Westnetz für die Digitalisierung des Workforce Managements ist dabei gleichermaßen simpel wie auch mutig: Die Lösung soll sich konsequent an den spezifischen Bedürfnissen und Anforderungen der Netzmonteure orientieren und ihnen den bestmöglichen Werkzeugkasten bieten, um ihre tägliche Arbeit im Feld optimal zu unterstützen. Da keines der am Markt verfügbaren Standardprodukte die für Westnetz wichtigen Anwendungen wie das SAP PM und das geographische Informationssystem (GIS) hinreichend gut integriert und das gewünschte durchgängige Nutzererlebniss für die Netzmonteure bietet, hat sich Westnetz bewusst für eine maßgeschneiderte Individuallösung auf Basis von iOS entschieden – die mobile App “Grid Care”. Mit der Grid Care App steht den ca. 1,600 Netzmonteuren von Westnetz alles was sie für ihre tägliche Arbeit benötigen in vollintegrierter Form – sozusagen “auf Knopfdruck” – zur Verfügung: Auftragsdaten, Anlagendaten, Kartenmaterial aus dem geographischen Informationssystem (GIS) sowie unterstützende Dokumente für eine effiziente und sichere Ausführung von Aufträgen wie bspw. Schaltpläne und Wartungshandbücher.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor besteht darin, dass der Entwurf der Grid Care App nicht etwa auf dem Reißbrett, quasi im Elfenbeinturm, erfolgte, sondern im Experience Lab durch die Netzmonteure gestaltet wurde – sozusagen von Nutzern für Nutzer.
Die umfassende Unterstützung des Netzmonteurs durch die Grid Care App beginnt mit der Feinplanung des Arbeitstags anhand der Übersicht der disponierten bzw. zugeordneten Arbeitsaufträge. Ist der Tagesablauf einmal geplant, navigiert die App den Monteur zum jeweils nächsten Auftrag und stellt dazu relevante Detailinformationen bereit. Das Herzstück der Grid Care besteht in der Schritt-für-Schritt geführten Unterstützung des Monteurs bei der Ausführung des Auftrags bzw. bei der Durchführung und Protokollierung der Aufgaben, wie bspw. Schadensdokumentation/-meldung oder revisionssichere Dokumentation von Schalthandlungen. Zudem werden bei ungeplanten Störungen Monteure unmittelbar via Push Notifications benachrichtigt und haben in der App direkten Zugriff auf alle benötigten Informationen für die Behebung und Dokumentation der Störung.
Praktisch sämtliche Funktionalitäten der Grid Care App sind auch im Offline-Modus verfügbar. Diese Eigenschaft der App erlaubt es den Technikern, auch in Gebieten mit schlechter oder keiner Telekommunikationsnetzabdeckung Aufgaben effizient zu bewältigen.
Die extrem hohe Akzeptanz und Zufriedenheit der Nutzer mit der Grid Care hat selbst Hans-Jürgen Schocke, WFM Projektleiter der Westnetz, etwas überrascht: “Ich erlebe es in über 30 Jahren Projekterfahrung beim Energieversorger zum ersten Mal, dass sich Nutzer regelrecht um die Einführung einer Lösung streiten, weil sie jeder haben will”. Und fügt hinzu: “Sicherlich trägt auch die agile Weiterentwicklung der Grid Care mit monatlichen Releases dazu bei – Nutzer äußern ihre Wünsche und bekommen die Funktionen dann ein paar Wochen später auch direkt geliefert”.
Auch das Unternehmen profitiert
Diverse Studien belegen es – zufriedene und motivierte Mitarbeiter sind produktiver. Davon profitiert auch das Unternehmen in vielerlei Hinsicht.
Dies kann auch Benjamin Jambor, Director Regional Technology Grids and Productmanagement bei Westnetz, bestätigen: “Dank Grid Care und begleitenden prozessualen Verbesserungen konnten wir die Produktivtät im Außendienst noch einmal deutlich steigern. Durch verbesserte Effizienz bei Auftragsplanung und -ausführung sowie bei administrativen Aufgaben gewinnen unsere Monteure täglich bis zu 60 Minuten an produktiver Zeit”.
Die geographische Visualisierung nicht zugeordneter bzw. nicht eingeplanter Aufträge in der Grid Care ist ein wesentlicher Produktivitätstreiber. Sind Monteure mit ihrem Tagesplan durch, so können sie sich selber weitere Aufträge in ihrer Umgebung zuordnen und abarbeiten – “ein Auftrag mehr pro Monteur pro Tag”.
Eventuell vorkommende Datenmängel in den Backend-Systemen wie bspw. im ERP oder im GIS werden durch die Monteure bei der Ausführung von Aufgaben im Feld erkannt und können direkt in der App gemeldet werden. Dies wiederum steigert die Datenqualität im Unternehmen nachhaltig, wovon alle Bereiche profitieren.
Dank des innovativen Arbeitsumfelds und modernster Arbeitswerkzeuge fühlen sich die Mitarbeiter wertgeschätzt. Der gewählte Ansatz, den Mitarbeitern im Feld im Rahmen eines agilen Vorgehens die Möglichkeit zu geben, aktiv die Weiterentwicklung der App zu beeinflussen, unterstreicht, dass den Ideen der Mitarbeitenden eine große Bedeutung beigemessen wird. Dies belegen auch die ausgezeichneten internen und externen Umfragewerte der Westnetz in Sachen Mitarbeiterzufriedenheit sowie eine reduzierte Fluktuation der Mitarbeitenden. Angesichts der bedeutenden Investition, die Westnetz Jahr für Jahr in die Rekrutierung und Ausbildung von Netzmonteuren tätigt, bildet dies aus Sicht des Unternehmens einen wichtigen Nutzenaspekt.
Moderne Cloud-Architektur erfüllt höchste Sicherheitsanforderungen
Unlängst wurde der zentrale Kern der Grid Care App, in dem die WFM (Workforce Management) Geschäftslogik abgebildet ist und die Integration mit den Backend-Systemen der Westnetz erfolgt, von einer klassischen on-premise Lösung in eine moderne Microservices-basierte Cloud-Architektur mit Pods in Kubernetes Runtime modernisiert, die in der IBM Cloud gehostet wird. Für die performante Synchronisation der großen GIS- und SAP-Datenmengen von ca. 10GB pro Device pro Tag wird zudem IBM Aspera on Cloud, eine SaaS-Lösung für den high-speed Transfer grosser Datenmengen, eingesetzt.
Alexander Käthler, WFM IT-Projektleiter der Westnetz, beschreibt den Nutzen der Migration in die Cloud wie folgt: „Nebst deutlich gesenkten IT Betriebskosten, führte diese Modernisierung nochmals zu einer deutlichen Performanzsteigerung aus der Perspektive der Netzmonteure. Mit der Microservices-basierten Cloud-Architektur wurde überdies die Basis gelegt für die einfache vertikale und horizontale Skalierung der Grid Care Lösung.”
Cybersecurity Penetration Tests der E.ON IT, in denen die Grid Care hinsichtlich Sicherheit auf Herz und Nieren geprüft wurde, bestätigen den hohen Sicherheitsstandard der Lösung.
Wo geht die Reise hin
Im Sinne der agilen Weiterentwicklung der Grid Care stehen neben inkrementellen Erweiterungen diverse "große Themen” an.
An vorderster Stelle ist die Öffnung der Grid Care für externe Dienstleister geplant. Deren Monteure sollen Zugriff auf die App via Download aus dem Apple App Store bekommen und dann ihre Arbeitsaufträge direkt mit Unterstützung der Grid Care ausführen.
Im Weiteren soll die Grid Care für die KI-basierte Inspektion von Assets wie bspw. Freileitungen anhand von Drohnenflügen aufgerüstet werden, Technologien wie Augmented Reality und Virtual Reality sollen integriert werden, um inbesondere weniger erfahrenen Monteuren zusätzliche kontextuelle Arbeitshilfen zu gewähren. Zusätzlich können so Maßnahmen zur Erhöhung der Arbeitssicherheit wie bspw. die “Last Minute Risk Analysis” bei Schalthandlungen digital durch die Grid Care unterstützt werden - getreu der Philosophie der Grid Care “im Zentrum stehen die Nutzer und ihre spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen”.