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Multiple Krisen stellen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf eine harte Belastungsprobe. Die Zeitenwende ist keine einmalige Zäsur, sie stellt viele politische Gewissheiten infrage. Das eröffnet jedoch auch die Chance zu einer Neujustierung für eine Welt im Wandel. Denn Krise bedeutet auch immer die Möglichkeit zur Veränderung. Und jetzt ist es Zeit, den Krisenmodus zu verlassen und die größten Herausforderungen mit Hilfe von Technologien anzupacken. Auf dem Tag der Industrie (TDI) diskutierten diese Woche Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft über das Wie.

Ein zentrales Thema des TDI in Berlin war - angesichts der Herausforderungen für die nationale Sicherheit, dem Erfüllen der Klimaziele, den Handlungsspielräumen in Zeiten der angespannten Haushaltslage des Bundes - die Frage, wie der Standort attraktiv bleiben kann. Bundeskanzler Olaf Scholz betonte in seiner Eröffnungsrede, dass Deutschland klimaneutral werden und ein starkes Industrieland bleiben solle.

Digitalisierung für Nachhaltigkeit: Nutzung der Unternehmensdaten ist zukunftsweisend – aber ausbaufähig

Wie Digitalisierung zu mehr Nachhaltigkeit und dem Erreichen der Klimaziele beitragen kann, erörterten Christine Rupp, Geschäftsführerin IBM Deutschland, und Bundesfinanzmister Christian Lindner anschließend in einer Podiumsdiskussion. Die Kernaussage: Unternehmen sind gewillt, eine umfassende ESG-Strategie zu verfolgen, allerdings stoßen sie in der Praxis an ihre Grenzen. Rupp konkret: “Wir haben unlängst eine Studie herausgebracht: 95% aller CEOs sagen, sie haben eine ESG-Strategie. Leider sagen davon nur 10%, dass sie einen signifikanten Fortschritt erwirkt haben. Warum? Sie haben die kritischen Daten nicht ausreichend im Griff. Wenn wir das – auch mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz – in den Unternehmen lösen, können wir als Industriestandort wieder Wettbewerbsvorteile schaffen.“ Das ganze Statement im Video:

Vollgas voraus, aber bitte mit Sicherheitsgurt für die Business-KI

Dass wir uns aktuell an einem „iPhone-Moment” befinden, getrieben durch den Hype um generative KI-Lösungen wie ChatGPT, betont Rupp auch in einem Gespräch mit dem BDI. KI und der technologische Wandel sollten für die deutsche Industrie zentrales Thema sein. Denn Daten im Kontext von Unternehmen sind die neue Währung. Im Gegensatz zu Anwendungen im Consumer-Bereich müssten KI-basierte Lösungen für Unternehmen sicher, vertrauenswürdig und ethisch gerecht  umgesetzt werden, so Christine Rupp. Auf diese Schritte komme es nun an, um die Innovationskraft am Standort Deutschland voranzutreiben: Wir müssen Unternehmensdaten im Kontext von KI nutzen, auf regulativer Seite gut zusammenarbeiten und vor allem Mut beweisen. Rupp ist überzeugt: „KI, Cloud Quantum – all diese Dinge werden kommen. Aber wir benötigen einen Sicherheitsgurt“. Für Innovationskraft in Europa brauchen wir einen klaren, rechtlichen Rahmen und kein Verzetteln in zu detaillierten Regulierungen. Dies sollte die Regulierung wie die KI-Verordnung der EU klug beherzigen: indem sie beispielsweise technologieoffen ist, einen risikobasierten Ansatz fährt und Haftungsfragen klug ausbalanciert. Zudem müssen die Unternehmen – sowohl in der Industrie als auch Technologiebranche – dem Fachkräftemangel entschieden entgegenwirken.

Das abschließende Fazit von Christine Rupp zum TDI lautet: „Man spürt, welchen tiefgreifenden Wandel Deutschland durchmacht und ich bin davon überzeugt, dass jetzt statt 'German Angst' mehr 'German Mut' an den Tag gelegt werden sollte. Denn die Industrieunternehmen hierzulande haben den nötigen Datenschatz, der die nächste Wachstumswelle beflügeln kann.“ Dass die beiden Tage voll angeregter Diskussionen waren, zeigt auch das nachfolgende Video: