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Licht ins Dunkel bringen: Cloud-Ausgaben mit FinOps verstehen und verwalten

Optimieren Sie Cloud-Kosten: Mit FinOps und KI-gestützter IT-Automatisierung Transparenz schaffen, Ressourcen effizient nutzen und Budgetentscheidungen verbessern.
Die Irritation unter CFOs über unklare Cloud-Ausgaben wächst. In meinem Beitrag möchte ich erläutern, wie FinOps, IT-Automatisierung und KI-gestützte Lösungen das Cloud-Kostenmanagement verbessern können.
Als „CFO” meiner Familie habe ich neulich spät abends unsere Stromrechnungen akribisch gescannt. Als ich sie Zeile für Zeile durchging, war ich schnell irritiert und frustriert – ich konnte in der Auflistung den Kostensprung und seine Ursachen nicht wirklich nachvollziehen. Die Darstellung war eine undurchsichtige Mischung aus Kilowattstunden, Versorgungs- und Übertragungskosten sowie zusätzlichen Gebühren. – Ich kann mir vorstellen, dass sich viele CFOs bezüglich der Cloud-Ausgaben in ihrem Unternehmen einem ähnlichen Szanario gegenüber sehen. Wie lässt sich das Ganze vereinfachen?
IT-Systeme werden immer komplexer, was in vielen Unternehmen zu erheblichen Effizienz- und Monitoringengpässen führt. Bei IBM besteht die Hauptaufgabe meines Teams und mir darin, in enger Absprache mit unseren Kunden genau für solche Fälle entsprechende IT-Automatisierungslösungen zu identifizieren und zu implementieren. Cloud- und Hybrid-Cloud-Technologien bieten als Grundlage für die digitale Transformation viele Vorteile. Das reicht von Kosteneinsparungen bis hin zu mehr Flexibilität, Sicherheit und automatisiert erfolgenden Software-Updates. Diese Vorteile gehen jedoch mit unterschiedlichen Kostenblöcken einher, die zum Teil schwer zu messen und zu verwalten sind.
Cloud-Ausgaben richtig einplanen
Cloud-Ausgaben setzen sich aus vielen Komponenten zusammen. Das macht eine konkrete Vorhersage, wie sich diese Kosten entwickeln werden, oft schwierig. Während einige offenkundige Faktoren relativ einfach nachzuvollziehen sind, ist eine Kostenevaluation in anderen Bereichen schwierig und ungenau. Beispielsweise wenn es um kompliziertere Vorgänge wie Kubernetes-Workloads geht, mit denen Software in der Cloud bereitgestellt, skaliert und verwaltet wird, oder die KI-Modell-Inferenzierung und -Bereitstellung. Die Cloud-Komplexität hat noch längst nicht ihren Höhepunkt erreicht: Durch den vermehrten Einsatz von KI wird es immer mehr Anwendungen und größere Datenmengen geben, dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen. IDC geht davon aus, dass sich allein die Zahl der durch generative KI neu entstehenden Anwendungen bis 2028 auf eine Milliarde belaufen könnte.
Man sollte auch nicht davon ausgehen, dass sich der Shift in die Cloud und die damit verbundenen Kosten automatisch in entsprechenden Umsatz- und Gewinnsteigerungen auszahlen wird.
Cloud-Kosten verwalten mit FinOps
Laut The Cost of Cloud Report 2024 von Civo verzeichneten 60 % der Unternehmen im vergangenen Jahr einen Anstieg der Cloud-Ausgaben, und 40 % von ihnen gaben an, dass die Kosten um mehr als 25 % gestiegen sind. Wenn man größere Makrofaktoren, wie zum Beispiel eine gekürzte Ressourcenlage, inflationäre Preissteigerungen und Ausgaben für neue Technologien einbezieht, wird schnell klar: CFOs benötigen bei der Verwaltung von Cloud-Kosten eigentlich deutlich mehr Transparenz und folglich Unterstützung!
Wir alle kommen nicht um ein effizienteres Management der Cloud-Kosten herum. Entsprechend hat die IT-Branche reagiert und den sogenannten “FinOps”-Ansatz entwickelt: Dabei handelt es sich um ein operatives Framework für die Verwaltung von Cloud-Kosten und die Maximierung des Business-Mehrwerts, von Finance, Management,Engineering bis zum Betrieb.
IT-Automatisierung für mehr Transparenz
Die Arbeit von CFOs wird in der Regel daran gemessen, inwieweit sie die Budgeterwartungen erfüllen können, z.B. indem sie dafür sorgen, dass Innovationsvorhaben wie Ausgaben auf Kurs bleiben. Ich behaupte, genau in diesem Punkt könnten CIOs ihren CFO-Kollegen noch viel stärker unter die Arme greifen: Sie könnten dafür sorgen, dass KI-gestützte FinOps-Technologien und -Praktiken eingeführt werden, die es IT-Teams ermöglichen, den Aufwand für die Kosten-Nachverfolgung deutlich zu reduzieren. Entsprechende Automatisierungslösungen helfen, Ressourcenmanagement, Observability und Kostentransparenz in den Griff zu bekommen und Cloud-Kosten zu entschlüsseln. Auch überflüssige Ressourcen können so schneller identifiziert und reduziert werden, zum Beispiel wenn eine Überversorgung mit CPUs/GPUs oder Speicherplatz besteht. Letztendlich profitieren die CFOs von einem hohen Maß an Transparanz im IT-System und können Budgetentscheidungen schneller treffen.
Beispiel ‚True Cost Explorer‘: Die Softwarelösung analysiert Cloud-Kosten und -Nutzung intuitiv und visuell – egal, ob auf Geschäfts-, Anwendungs- oder Teamebene.
Meiner Meinung nach zeigt das alles sehr deutlich: Um heute mehr Licht in das Dunkel der Cloud-Kosten zu bringen, müssen CFOs, CIOs, Ingenieure, DevOps und Cloud-/KI-Teamleiter das Problem gemeinsam anpacken. Die präzise Abstimmung von Geschäfts- und Finanzergebnissen hilft, unnötige IT-Ausgaben zu identifizieren und zu reduzieren. Eine gute FinOps-Lösung bedeutet immer, dass alle Mitwirkenden über das gleiche Maß an Transparenz und Verantwortung verfügen.
Ein Beispiel dafür ist die TUI Group. Das Touristikunternehmen wollte Kosten einsparen, indem es die Cloud-Ausgaben für alle Konten und Serviceanbieter vollständig transparent machte. TUI entschied sich damals für die FinOps-Lösung Apptio Cloudability - Apptio ist heute ein IBM Brand. Seit der Implementierung sorgt die Plattform für eine kontinuierliche Korrelation der Cloud-Ausgaben mit den Unternehmenszielen und liefert Berichte auf Anwendungs- und Geschäftseinheitsebene. Das gestattet TUI heute fundierte Entscheidungen über ihre Cloud-Investitionen, eine bessere Budgetverfolgung auf Teamebene sowie eine vollständige Kostentransparenz über alle Konten und Service-Provider hinweg, einschließlich der für Container, Support und Shared Services. Mit der Cloudability-Implementierung kann das Unternehmen den Mehrwert seiner Cloud-Strategie und der damit verbundenen Ausgaben belegen, diese möglichst niedrig halten und die Agilität im Betrieb beibehalten. Nach eigenen Angaben konnte TUI angesichts des Einbruchs im Tourismus im Jahr 2020 dadurch die Cloud-Kosten halbieren, ohne die Geschäftskontinuität beeinträchtigen zu müssen.
Lohnt sich die Investition in eine FinOps-Lösung?
Ja. Die zusätzlichen Anschaffungskosten für den Kauf einer FinOps-Lösung können sich für Unternehmen in weniger als zwei Jahren amortisieren – oft sogar schon innerhalb von 12 Monaten. CFO, CIO und andere Fachfunktionen sollten gemeinsam an einem Strang ziehen, um zu mehr Transparenz bei den Cloud-Kosten zu kommen.
Den bekannten Ratschlag „Lebe im Rahmen deiner Möglichkeiten!” finde ich wegweisend: Die eigenen finanziellen Mittel sollte jede_r kennen, im beruflichen wie im privaten Kontext. Übrigens, nach Rücksprache mit meiner Familie habe ich zu guter Letzt auch Licht ins Dunkel unserer hohen Stromkosten bringen können: Im Bereich Home-Entertainment muss sich bei uns dringend etwas ändern!
Einige Inhalte dieses Artikels erschienen erstmals auf CloudComputing-Insider
