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Neue Technologie: Können wir ihr vertrauen?
July 20, 2021

Wir haben im Rahmen IBM Tech&Trust-Events mit Expert_innen aus Wirtschaft und Politik über neue Technologie gesprochen und diskutiert, wie wir diese künftig so auf den Markt bringen können,...

Wir haben im Rahmen IBM Tech&Trust-Events mit Expert_innen aus Wirtschaft und Politik über neue Technologie gesprochen und diskutiert, wie wir diese künftig so auf den Markt bringen können, dass ihnen mehr Vertrauen entgegengebracht wird. Unsere Gesprächspartner_innen:

  • Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Digitales
  • Andrea Martin, Distinguished Engineer bei IBM, Leiterin des IBM Watson Center Munich und der IBM Kundencenter in EMEA sowie Mitglied im Rat für Künstliche Intelligenz (KI) des Freistaates Bayern
  • Marc Peters, Distinguished Engineer bei IBM und IBM’s Leiter Technologie für die Deutsche Telekom als auch des Bereichs Energie, Umwelt und Versorgungsunternehmen in der EMEA-Region
  • Svenja Laing – Solution Architektin IBM Technology Garage – TEC DACH Member

IBM: Warum ist das Thema Vertrauen so wichtig bei der Einführung einer neuen Technologie?

Judith Gerlach: Nur durch ein grundlegendes Vertrauen in den Staat und die Politik funktioniert unsere Demokratie. Bei der Digitalisierung ist das im Grunde genauso. Nur wenn die Bürgerinnen und Bürger einer Technologie vertrauen, werden sie diese akzeptieren. Deshalb müssen wir den Menschen deutlich machen, dass neue Technologien zu ihrem Wohl eingesetzt werden. Dann werden sie den Weg in die digitale Welt mit uns gehen. Hier sind sowohl die Politik als auch die Unternehmen gefragt, Transparenz zu schaffen sowie Chancen und Nutzen für die Bevölkerung sichtbar zu machen.

Großes Augenmerk müssen wir dabei auf die digitale Teilhabe legen. Wir brauchen Technik, die alle Menschen einbezieht und keine neuen Hürden aufbaut.

Andrea Martin: Vertrauen ist eine Grundvoraussetzung für Akzeptanz. Nur wenn Technologien und technische Lösungen in der Gesellschaft anerkannt sind, können sie breit eingesetzt werden und den erwünschten Nutzen für die Allgemeinheit erzielen. Dabei stärken mehrere Aspekte das Vertrauen in eine neue Technologie: dazu gehören die vorherrschenden Richtlinien, die Art der verwendeten Methoden und Tools, aber auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten Gruppen. Sobald in der Gesellschaft ein Grundverständnis für die neue Technologie geschaffen wird, kann sie erfolgreich sein. Dabei ist oft entscheidend, ob die an der Einführung der neuen Technologien Beteiligten, wie etwa Unternehmen und Behörden, Vertrauen genießen. Das ist ein nicht zu vernachlässigender Aspekt.

Wenn wir von „neuen Technologien“ sprechen – welche genau haben Sie da im Kopf?  Frau Martin, welche technologische Lösung hat für Sie den größten Einfluss auf unsere Gesellschaft?

Andrea Martin: Für mich sind drei Technologie-Bereiche ausschlaggebend: Hybrid Cloud, Künstliche Intelligenz (KI) und Quantencomputing. Dabei verstehe ich die künstliche Intelligenz vor allem als komplementäre Komponente, denn KI Lösungen sollen uns ergänzen und uns helfen, zum Beispiel unsere Jobs besser zu erledigen. Gerade Quantencomputing eröffnet uns in Verbindung mit den beiden anderen Technologien ganz neue Möglichkeiten, verglichen mit klassischen, herkömmlichen Computer-Architekturen.

Als Beispiel für die Interaktion zwischen Mensch und Maschine mit Hilfe von KI-Technologie nenne ich gerne den auf KI Funktionalitäten basierenden CIMON. Der „Crew Interactive Mobile Assistant“ ist ein virtueller Assistent, der auf der Internationalen Raumstation ISS mit Hilfe von Sprachsteuerung und ganz natürlichen Dialogen die Astronaut_innen dabei unterstützt, effektiver und schneller zu experimentieren. Um rasch, flexibel und sicher die dafür notwendige Rechenleistung zur Verfügung zu stellen, nutzen wir als Plattform die Cloud aus unserem Rechenzentrum in Frankfurt. Wir können also sagen, dass sich CIMON seinen Input bei jedem Dialog mit den Raumfahrer_innen tatsächlich von der Erde holt und sie somit mit den aktuellsten Informationen versorgt.

Quantentechnologie ist auch aus unserer Forschung kaum wegzudenken. Sie kann beispielsweise helfen, wichtige naturwissenschaftliche Zusammenhänge über Simulationen zu verstehen und dabei unterstützen, wichtige Herausforderungen bezüglich unserer Umwelt zu lösen. Erst vor kurzem haben wir in Ehningen den ersten kommerziellen Quantencomputer in Europa in Betrieb genommen.

Wir Menschen interagieren mit manchen dieser Technologien also sehr direkt. Obwohl sich nicht alle von uns direkt mit CIMON auf der ISS austauschen, haben sich doch viele von uns schon einmal mit Chatbots unterhalten. Auch sie basieren auf KI. Weniger direkt sind die meisten von uns in die Implementierung von Cloud Services oder in Quantenanwendungen involviert. Diese Technologien sind eher bei Expert_innen aus dem geschäftlichen Kontext oder der öffentlichen Verwaltung gefragt.

Frau Gerlach, würden Sie dies bestätigen? Welche Technologien sind aus Ihrer Sicht als Politikerin künftig am einflussreichsten für unsere Gesellschaft?

Judith Gerlach: Neben Künstlicher Intelligenz – gerade in Verbindung mit den Themen Big Data und Cloud – sehe ich für die kommenden Jahre und Jahrzehnte ein riesiges Potenzial in der Quantentechnologie. Sie verspricht nie dagewesene Rechenleistungen und damit unglaubliche Möglichkeiten in vielen Bereichen. So könnten beispielsweise mithilfe von Quantencomputing neue Materialien oder Medikamente zukünftig schneller entwickelt werden.

Derzeit ist die Quantentechnologie für die meisten von uns noch nicht wirklich greifbar und der Nutzen für den Einzelnen auch nicht abschätzbar. Es wird sicher auch noch viel Zeit vergehen, bis die Quantentechnologie „in unserem Alltag“ ankommt. Nichtsdestotrotz dürfen wir uns in Europa, Deutschland und Bayern bei der Entwicklung nicht abhängen lassen. Wir müssen sie aktiv mitgestalten. Mit der Hightech-Agenda stellt Bayern die Weichen, damit unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Institute sowie allgemein die Wirtschaft eine innovationsförderliche Umgebung vorfinden.

Insgesamt investiert der Freistaat in den kommenden Jahren rund 300 Millionen Euro allein für die Initiative Munich Quantum Valley.Damit wollen wir Spitzenforscherinnen und -forscher rekrutieren und ein Zentrum für Quantencomputing und Quantentechnologien einrichten, das Industrie und Wissenschaft zusammenführen soll. Zudem soll ein Quantentechnologiepark errichtet werden, der die technische Infrastruktur für die Entwicklung und Fertigung modernster Komponenten zur Verfügung stellt. Nicht zuletzt wollen wir die wissenschaftliche Qualifizierung und Weiterbildung einer neuen Generation von Naturwissenschaftler_innen, Ingenieur_innen und Informatiker_innen mit dem Schwerpunkt auf Quantentechnologien vorantreiben.

Mir ist sehr wichtig auch die Bevölkerung mitzunehmen und diese Zukunftstechnologien ein Stück weit für alle Bürgerinnen und Bürger verständlich zu machen. Dazu müssen wir an konkreten Beispielen aufzeigen, welchen Nutzen sie für uns alle haben. Damit bauen wir Vertrauen auf und machen den Menschen richtig Lust auf den digitalen Wandel.

“Für IBM gilt schon lange der Grundsatz, dass Technologien zum Wohle der Menschheit eingesetzt werden sollten.”

Marc Peters, IBM

Herr Peters, Sie leiten unter dem Namen „responsible.computing()“ eine Initiative für den verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien . Würden Sie sagen, dass die soeben genannten Technologien der Auslöser hierfür waren?

Marc Peters: Nicht direkt. Für IBM gilt schon lange der Grundsatz, dass Technologien zum Wohle der Menschheit eingesetzt werden sollten. In Schlagzeilen wird oftmals nur von den negativen Seiten der Technologien gesprochen. Seien es Cyberangriffe, Datenlecks oder der hohe Energieverbrauch, beispielsweise beim Krypto-Mining. Das ist sehr schade. Neue Technologien bringen so viele Vorteile und können unser aller Leben verbessern. Durch die Initiative responsible.computing() möchten wir gemeinsam mit unseren Partnern das Vertrauen in die IT und Technologie zurückbringen. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei der verantwortungsvolle Umgang mit den erwähnten Technologien. Hierzu habe wir gemeinsam ein sogenanntes Manifesto for responsible.computing() verfasst welches die Werte beschreibt.

Herr Peters, wie hilft diese Initiative den Unternehmen verantwortungsvoller zu handeln und das Vertrauen in Technologie zu stärken und warum ist jetzt der beste Zeitpunkt dafür?

Marc Peters: Die Initiative betrachtet den verantwortungsvollen Umgang mit Informationstechnologie von einer systemischen Seite anhand von 6 miteinander verbundenen Bereichen. Darüber hinaus beleuchten wir auch bereichsübergreifende Themen wie Nachhaltigkeit, Klima, Vielfalt, Ethik, genereller und barrierefreier Zugang, Offenheit gegenüber neuen Technologien sowie deren Sicherheitsaspekte. Unternehmen können mit Hilfe eines Tests, dem sogenannten Maturity Assessment ihren Reifegrat selbst einschätzen, inwieweit sie verantwortungsvoll mit neuen Technologien umgehen. Aus den Testergebnissen können sie ableiten, wo sie stehen, und entscheiden, was ihre nächsten konkreten Schritte sind. Dabei kann IBM die Unternehmen unter anderem mit der IBM Sustainability-Garage und deren Methodik unterstützen. Gemeinsam mit unseren Partner_innen arbeiten wir daran, einen entsprechenden Standard zu setzen, den Nutzen zu kommunizieren und auch andere zu Befähigen. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich viel verändert. Themen wie „responsible.computing()“ und das Vertrauen in Technologie rücken immer stärker in den Vordergrund, gerade weil sie eben nicht nur Organisationen ansprechen, sondern jeden Einzelnen. Es geht um das Handeln.

Frau Martin würden Sie sagen, dass die Initiative ein Beispiel dafür ist, wie Unternehmen neue Technologien verantwortungsvoll vermarkten können? Und was sollten Unternehmen bei der Einführung beachten?

Andrea Martin: Zunächst einmal haben Technologieunternehmen die Verantwortung, dass ihre technischen Neuerungen mit der notwendigen Sorgfaltspflicht auf den Markt gebracht werden. Dazu gehört ein verantwortungsbewusstes Geschäftsmodell, das das geistig Eigentum der Kund_innen schützt und alle Gesetze einhält. Darunter fallen zum Beispiel die Rechte der Nutzer_innen und der gesetzlich vorgeschriebene Schutz der persönlichen Daten.

Jede Technologie ist erst einmal neutral. Man kann technologische Errungenschaften auf positive Art und Weise nutzen aber auch missbrauchen. Ein typisches Beispiel ist der Hammer: Ich kann damit Nägel in die Wand schlagen, aber auch Menschen schwer verletzen. Es kommt beim Hammer – und auch bei Technologien – ganz wesentlich auf den Anwendungsfall an. Wir bei IBM machen uns stark dafür, dass Technologien sinnvoll eingesetzt werden. Um das Vertrauen in unsere Technologie zu stärken gibt es zum Beispiel für den Bereich KI einen weltweiten Ethik-Rat, das „AI Ethics Board“. Dieses Gremium muss kritische KI-Projekte freigeben.

Weiterhin sollten Technologieunternehmen verstärkt disziplinübergreifend zusammenarbeiten: Zum Beispiel, wenn es darum geht, sich gemeinsam mit der Politik und Instituten um die akademische und gesellschaftliche Bildung kümmern. Denn nur wenn die richtigen Fähigkeiten und Kompetenzen vorhanden sind und auch die Bevölkerung versteht, wofür Technologie genutzt werden können und welche Vorteile sie mit sich bringen, werden wir die Akzeptanz für den Einsatz neuer Technologien erreichen. Natürlich müssen wir auch über Risiken aufklären. Zudem ist es wichtig, regelmäßig über Anwendungsfälle zu berichten. Disziplinen übergreifend zusammenzuarbeiten bedeutet aber auch, die Auswirkungen des Technologieeinsatzes zu diskutieren, z.B. mit Soziolog_innen, Psycholog_innen etc. Nur zusammen können wir erfolgreich sein.

“Wir wollen in Europa auch gezielt eine andere Politik fahren als beispielsweise in den USA oder China.”

Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Digitales

Frau Gerlach, was würden Sie sagen muss aus gesellschaftlicher und politischer Sicht bedacht werden?

Judith Gerlach: Wir müssen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen unterstützen und den bayerischen Technologiestandort stärken. In Bayern haben wir deshalb mit der Hightech-Agenda ein richtungsweisendes Programm aufgelegt. Sie ist eine bundesweit einzigartige Technologieoffensive mit einem Volumen von insgesamt 3,5 Milliarden Euro. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf Zukunftstechnologien wie KI gelegt. Verteilt im ganzen Freistaat errichten wir 100 neue KI-Lehrstühle – das sind so viele wie der Bund insgesamt für ganz Deutschland vorsieht.

Wir wollen in Europa auch gezielt eine andere Politik fahren als beispielsweise in den USA oder China. Weder wollen wir einen rein kommerziellen und nur vom Markt bestimmten Ansatz verfolgen, noch wollen wir die Technologien zur Kontrolle der Bürgerinnen und Bürger einsetzen.

In der Entwicklung von Technologien sehe ich den entscheidenden Hebel, um unsere europäischen Werte auch in der digitalen Welt hoch zu halten. Und das kann sogar zu unserem Alleinstellungsmerkmal werden. Wo sonst, wenn nicht in Europa, sollen digitale Innovationen entstehen, welche die Grundrechte und Privatsphäre der Menschen schützen und niemanden benachteiligen.

Für eine erfolgreiche Entwicklung neuer Technologien ist außerdem das Thema Diversität wichtig. Am Entstehungsprozess, der Planung, der Programmierung von Algorithmen für KI und der Ausgestaltung müssen diverse Teams, insbesondere Frauen, maßgeblich beteiligt sein, damit die Produkte auch allen dienen und nicht diskriminieren.

Die Zusammenarbeit zwischen Tech-Unternehmen und Politiker_innen hört sich spannend an. Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie dazu schon gemacht?

Andrea Martin: Für mich gab es entscheidende Aha-Momente während meiner Arbeit in der Enquete-Kommission für Künstliche Intelligenz des Deutschen Bundestags und im Bayerischen KI-Rat. Zum einen durfte ich durch die Diversität dieser Gremien selbst sehr viele unterschiedliche Blickwinkel auf neue Technologien kennenlernen. Zum anderen hat mich die Zusammenarbeit auch darin bestärkt, dass wir die Akzeptanz und den verantwortungsvollen Umgang mit Technologien nur gemeinsam erreichen können. Keine Disziplin – sei sie aus der Wirtschaft, Politik oder Wissenschaft – hat alle Informationen oder Kompetenzen, die nötig sind, um Technologie verantwortungsbewusst einzuführen. Es ist ja weit mehr als eine technologische Frage. Es geht um Menschen, die damit arbeiten und davon berührt sind. Diese Aufgabe können wir nur zusammen bewältigen.

Judith Gerlach: Das A und O ist eine gute Kommunikation. Nur so können alle Belange berücksichtigt werden. Um uns beispielsweise im Bereich der Künstlichen Intelligenz möglichst viel Expertise einzuholen, habe ich im letzten Jahr gemeinsam mit dem Wissenschaftsminister Bernd Sibler und dem Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger den Bayerischen KI-Rat geschaffen. In dieses hochkarätig besetzte Gremium haben wir Vertreter_innen der Hochschulen, der außeruniversitären Forschung und der Wirtschaft berufen. Das Expert_innengremium begleitet den Ausbau des KI-Netzwerks Bayern und gibt uns wichtige Impulse bei der strategischen Weiterentwicklung der KI-Aktivitäten.

Frau Laing, Herr Peters, Sie haben mit ihrer Initiative auch ein Netzwerk aufgebaut. Sehen Sie hier ebenfalls die Potentiale von Interdisziplinarität?

Marc Peters: Zwei Dinge waren uns gleich zu Beginn der Initiative responsible.computing() wichtig: Es sollte nicht nur eine IBM-Initiative sein und als solche wahrgenommen werden, sondern vielmehr eine Bewegung, die in einem Interdisziplinären Umfeld wächst und Personen sowie Organisationen begeistert. Deshalb haben wir schon in einem frühen Stadium der Initiativgründung Partner_innen kontaktiert. Zunächst um den Rahmen der Initiative und unsere Ideen zu hinterfragen und zu prüfen. Erst danach haben wir ein Netzwerk ins Leben gerufen, in dem wir interdisziplinär mit Vertreter_innen kleiner und großer Unternehmen wie auch Standardisierungsgruppen zusammenarbeiten.

Svenja Laing: Auf IBM-Seite hat die Initiative, die unter dem Schirm der IBM Academy of Technology agiert, mehr als hundert begeisterte IBMer aus vielen Ländern, Gruppierungen und Unternehmensbereichen zusammengebracht. Die Vielfalt macht den Unterschied und die Begeisterung zeigt deutlich, dass dies ein Thema ist, das uns alle angeht und wir auf dem richtigen Weg sind.

“Es ist und bleibt wichtig, alle einzubeziehen, mitgestalten zu lassen und mitzunehmen.”

Andrea Martin, IBM

Wir haben hauptsächlich über die Zusammenarbeit von Technologieunternehmen und Politik gesprochen. Wie kann die Gesellschaft insgesamt – aber auch jede und jeder Einzelne – stärker in die Gestaltung neuer Technologien und deren Einführung miteinbezogen werden? Wie können wir die Akzeptanz dieser technischen Neuerungen erhöhen und so auch das Vertrauen in Technologie?

Andrea Martin: Wir bei IBM beteiligen uns zum Beispiel an zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen, um den Menschen die jeweiligen Technologien und deren Anwendungsmöglichkeiten näher zu bringen. Auch auf unseren Social-Media-Kanälen und unseren Blogs informieren wir immer wieder über technische Neuerungen und ermuntern die Menschen mitzudiskutieren. Auch bieten wir Schulungen an und sprechen im Rahmen unserer Corporate-Social-Responsibility-Aktivitäten in Schulen und Universitäten. Dazu haben wir vielfältige Angebote. Es ist und bleibt wichtig, alle einzubeziehen, mitgestalten zu lassen und mitzunehmen.

Judith Gerlach: Die Bürgerinnen und Bürger können wir mitnehmen, indem wir ihnen über gute, verständliche und konkrete Beispiele, den Mehrwert für sie aufzeigen. Wir müssen der Bevölkerung klar sagen, was die Technologie für den Einzelnen bringt. Dabei dürfen wir aber auch mögliche Auswirkungen und Veränderungen nicht verschweigen. So wird sich durch die Digitalisierung beispielsweise die Arbeitswelt verändern. Darauf müssen wir uns einstellen und die Menschen aufklären.

Ich nutze viele verschiedene Möglichkeiten, um mit den Menschen in Kontakt zu treten. Bei meinen Terminen vor Ort spreche ich mit den Bürgerinnen und Bürgern, höre mir ihre Wünsche und Sorgen an. Auch über meine Social-Media-Kanäle stelle ich die Themen meines Hauses dar, bin ansprechbar und auch dankbar für Feedback.

Gleich zu Beginn meiner Amtszeit als Digitalministerin habe ich das Thema Frauen in MINT-Berufen auf meine Agenda geschrieben und das Projekt BayFiD – Bayerns Frauen in Digitalberufen gestartet. Junge Frauen ab 18 Jahren sollen über dieses Talentprogramm Feuer fangen und die Chancen, die die Digitalisierung bietet, für sich, für ihre eigene Karriere und letztlich für unser Wohl nutzen. Wir wollen den Frauen Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten vermitteln, Einblicke in die Praxis verschiedener digitaler Berufsfelder bieten und sie ihr digitales Mindset im Austausch mit einem breiten Netzwerk weiterentwickeln lassen.

Mein Ministerium hat beispielsweise gerade auch neue Kurse zu Blockchain in Auftrag gegeben, die allen Interessierten in einigen Monaten über die Plattform der Virtuellen Hochschule Bayern gratis zur Verfügung stehen werden.

Ein weiterer Fokus liegt auf digitalen Themen in Schule und Ausbildung. Nur wenn die Menschen kompetent sind, können sie selbst urteilen und Hemmungen und Sorgen abbauen.

Marc Peters: Wir können die Akzeptanz für neue Technologien mit Hilfe von drei Aspekten fördern: Relevanz, Inklusion und Unterstützung. Für mich ist eine klare Kommunikation ausschlaggebend. Als Technologieunternehmen haben wir die Aufgabe, über die Bedeutsamkeit der technologischen Neuerungen zu informieren und sie für die Gesellschaft verständlich zu machen. Dabei streben wir an, alle Menschen zu erreichen und jeden Einzelnen dafür zu gewinnen. Zudem fördern wir lokale Initiativen und setzen uns dafür ein, einen leicht verständlichen rechtlichen Rahmen zu schaffen, der auch zu weiteren Innovationen motiviert. Wir setzen uns ein für Technologien, die den Menschen in den Fokus rücken, sowie für technologische Ansätze, die für verbesserte Lebensumstände sorgen. So verstärken wir auch zusammen mit unseren Partner_innen das Vertrauen in Technologie.

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