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Warum Mindfulness die DNA des Unternehmens positiv beeinflusst
By | Manager Digital Change & Transformation, Head RAS, Digital Transformation Thought Leader
November 12, 2019

Der Alltag kann einen schwindelig machen: Bei 201 Exabytes Internetverkehr pro Monat (Stand 2019), 7.669.109.078 Menschen weltweit, unzähligen Berufszweigen, neuen Kommunikationswegen und...

Der Alltag kann einen schwindelig machen: Bei 201 Exabytes Internetverkehr pro Monat (Stand 2019), 7.669.109.078 Menschen weltweit, unzähligen Berufszweigen, neuen Kommunikationswegen und verschwimmenden geografischen Grenzen, ist es nicht immer einfach, dem Druck standzuhalten. Mit vielen Vorteilen, die die Digitalisierung, Automatisierung und Öffnung internationaler Handelswege mit sich bringen, entstehen aber auch Herausforderungen, die nicht immer einfach zu überwinden sind.

Durch den Wandel von gesellschaftlichen Strukturen, wie wachsende Anforderungen an immer qualifiziertere Studenten, erhöhter Druck auf Unternehmen durch den Kampf um Talente, aber auch die Verkürzung von Entscheidungswegen, die schnellere Veränderungen zur Folge haben (globale Meetings werden virtuell abgehalten), entwickelt sich eine Belastung für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer. Diese Belastung ist gerade auf Seiten der Arbeitnehmer häufig mit gesteigertem Stress verbunden.

Was Stress bedeutet

Auch wenn der Begriff „Stress“ im täglichen Sprachgebrauch nicht definiert ist, so lässt die eigene Wahrnehmung doch keinen Zweifel: Hohe Anspannung, niedrige Reizschwelle, zu viele Gedanken zur gleichen Zeit und eine genervte Ungeduld mit anderen genau wie mit sich selbst – so in etwa fühlt sich Stress an.

Nicht nur äußerlicher Stress durch lange Arbeitszeiten oder private Verpflichtungen hat Belastungen zur Folge. Auch innerer Stress wirkt sich stark auf das Lern- und Leistungsvermögen aus. Innerer Stress wird in erster Linie durch „sich Sorgen machen“ ausgelöst. Sorgen darüber, ob die Noten in der Schule oder im Studium genügen. Sorgen darüber, wie die Familienfeier zwischen Zeit im Büro und den Kundentermin passt oder Sorgen darüber, wie der Chef reagiert, wenn der Kunde wieder abgesprungen ist.

Neben dem Burn-Out-Syndrom sind auch Krankheitsbilder wie Bluthochdruck, Schlaflosigkeit, extreme Gewichtszu- oder -abnahme und Haarausfall an der Tagesordnung.

Auswirkungen auf Unternehmen

Auch Unternehmen haben erkannt, dass Mitarbeiter eine wichtige Ressource im Unternehmen sind. Hoher Krankheitsausfall führt zu Engpässen im Betrieb und kann schwere Folgen, nicht nur für das Unternehmen selbst haben, sondern ebenfalls für Kollegen, die die Mehrarbeit abdecken müssen. Mitarbeiter zu fördern, ohne sie zu überfordern sowie bewusst die Gesundheit des Einzelnen in einem Unternehmensziel zu verankern, hilft Krankheiten einzudämmen und ein besseres Betriebsklima zu schaffen. Das führt dann wiederum zu mehr Effektivität der Arbeitskraft. Zusätzlich verringert sich die Fluktuation eines Unternehmens, wenn die Mitarbeiter sich und ihre Gesundheit wertgeschätzt fühlen.

Mindfulness

Als Graswurzelbewegung gestartet, arbeiten viele IBM Kollegen daran, Workshops und virtuelle Meetings zu organisieren, um Mitarbeiter und ihre Gesundheit zu unterstützen. Mit einer 12.000 Mitglieder starken Mindfulness@IBM Community besteht bereits das Potenzial, das Thema noch weiter zu fördern. Unternehmen wie Google und SAP arbeiten ebenfalls seit Jahren aktiv daran. Mit dem Ansatz „Search inside yourself“ von Chade-Meng Tan wurde bei Google die erste nennenswerte Mindfulness-Bewegung im Unternehmensalltag integriert. Mit Hilfe von „Train the Trainer“-Programmen, Zertifizierungen und Unterstützung aus dem Management, sind die Mitarbeiter in der Lage, sich mehr Freiräume zu schaffen. SAP hat es in wenigen Monaten geschafft, eine Mindfulness Community aufzubauen und Workshops weltweit in SAP-Lokationen anzubieten. Diese stoßen auf große Beliebtheit, sodass eine Warteliste von 8.000 SAP’lern besteht.

Gesundheitsmanagement mit Achtsamkeit

Mindfulness bedeutet, den aktuellen Moment in größter Aufmerksamkeit zu erleben und zielgerichtete, wertfreie Aufmerksamkeit auf Gedanken, Gefühle, Körper und Umgebung zu legen. Das erfolgreichste Instrument, um dies zu erreichen, liegt in der Meditation. Das Fokussieren der eigenen Gedanken und Gefühle führt dazu, dass wir Prioritäten besser setzen können und uns auf Aufgaben aber auch Gespräche besser konzentrieren. Diese gesteigerte Konzentration hat Empathie und Selbstreflektion zur Folge und unterstützt somit die Kommunikation mit Freunden und Verwandten, aber auch Kollegen. John Kabat-Zinn hat bereits in den 90er Jahren begonnen nachzuforschen, wie sich Achtsamkeit auf Schmerzpatienten auswirkt. In 30 Jahren Forschung sind dabei erstaunliche Ergebnisse herausgekommen: Neben einer spürbaren inneren wie äußeren Ruhe lernen Personen, die sich mit dem Thema beschäftigen, wertungsfrei mit Mitmenschen umzugehen. Positive Hormonausschüttung verhindert das Bilden starker Kritik und schafft ein klares Bild auf das Umfeld. Kabat-Zinns Schmerzpatienten haben deutlich bewiesen, wie sehr sich eine geistige Ruhe auf die körperlichen Befindlichkeiten auswirken kann. Nahezu 80 Prozent der Studienteilnehmer haben über weniger Schmerzempfinden gesprochen.

 

Jon Kabat-Zinn Mindfulness 9 attitudes - introduction to the attitudes.

 

S.T.O.P. im Alltag

Mindfulness entsteht nicht über Nacht. Es bedarf Übung und manchmal auch ein wenig Geduld, achtsamer zu werden. Doch die persönlichen Erfolge lassen sich schnell spüren und verbessern das Umfeld anfangs subtil und dann immer deutlicher. Eine der einfachsten Übungen, um in das Thema Achtsamkeit reinzuschnuppern und sich mit dem Gefühl „den aktuellen Moment wahrzunehmen“ vertraut zu machen, ist die Übung S.T.O.P. Das bedeutet so viel wie S= STOP, T=TAKE A BREATH, O=OBSERVE, P=PROCEED. Diese vier Stufen schaffen bereits einen kleinen Freiraum, in dem man das reine Durchatmen zulässt.  Gerade am Anfang ist es am einfachsten, die vier Worte in Gedanken aufzusagen und sich nach jedem Wort 30 bis 60 Sekunden zu geben, um es wirken zu lassen. Nach wenigen Malen erkennt man, dass die Übung des „observierens“ dann funktioniert. Das heißt: Ohne Situationen, Menschen oder einen selbst zu bewerten, wird der aktuelle Moment schlicht observiert und losgelassen.

Mindfulness beschreibt in Zeiten der kontinuierlichen Veränderung eine Beständigkeit, mit der sich der Moment und somit man selbst wieder wirklich erleben lässt. Unternehmen profitieren von zufriedenen Mitarbeitern und schaffen mit der Graswurzelbewegung Mindfulness erste große Erfolge, um genau das zu erreichen.

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